Das Immunsystem im (Un-)Gleichgewicht

Typ-2-Entzündungen als gemeinsame Ursache vieler Autoimmunerkrankungen

Fühlst du dich oft schlapp, hast Schmerzen oder andere Beschwerden, die einfach nicht verschwinden wollen? Möglicherweise steckt eine Typ-2-Entzündung dahinter.
Dieser stille Entzündungsprozess kann im Hintergrund schlummern und verschiedene Erkrankungen begünstigen. 

Der Immunkompass bietet dir dazu Orientierung! Hier erfährst du, wie die Typ-2-Entzündung funktioniert, welche Rolle das Immungleichgewicht dabei spielt und welche Folgen sie für den Körper haben kann.

Unser Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk aus Zellen und Botenstoffen, das uns etwa vor Krebs oder Krankheitserregern schützt. Manchmal gerät dieses fein abgestimmte System aus dem Gleichgewicht. Ist es nicht aktiv genug, können sich schwere Infektionen und Tumoren entwickeln.1 Bei Überaktivität hingegen können Allergien, Autoimmunerkrankungen und chronische Entzündungen die Folge sein.1,2

Eine verhältnismäßig häufig vorkommende Überreaktion des Immunsystems ist die sogenannte Typ-2-Entzündung.3 Bestimmte Immunzellen, unter anderem Eosinophile, werden übermäßig aktiviert und setzen Botenstoffe frei, die Entzündungen fördern. Diese Reaktion ist charakteristisch für verschiedene entzündliche Erkrankungen.4,5 Bei all diesen Erkrankungen spielen bestimmte Botenstoffe, die man Interleukine nennt, eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Entzündung.

 

NP-DE-EOS-VID-240006, Jan 25

Lerne dieses Immunungleichgewicht zu verstehen und mögliche Erkrankungen zu erkennen

Icon Alarm

Typ-2-Entzündung

Bei einer krankhaften Entzündungsreaktion vom Typ-2 ist das Immunsystem ständig aktiv.  Doch statt Krankheitserreger zu bekämpfen, greift es körpereigenes Gewebe an. Es handelt sich also um eine Fehlregulation des Immunsystems.6 Erkrankungen dieses Typs treten häufig zusammen auf und betreffen verschiedene Organe und Gewebe, wie zum Beispiel die Atemwegsschleimhäute.7

Icon Brief

Interleukine

Interleukine sind wichtige Botenstoffe des Immunsystems, die die Kommunikation zwischen den Zellen ermöglichen.4 Bei einer Typ-2-Entzündung spielen Interleukine eine entscheidende Rolle. So steuern bestimmte Interleukine die Aktivität und Wanderung von Eosinophilen, einer Art weißer Blutkörperchen, die gewöhnlich etwa bei der Abwehr von Parasiten beteiligt sind. Neben anderen Botenstoffen ist insbesondere Interleukin-5 (IL-5) entscheidend für die Produktion und Aktivierung von Eosinophilen.4

Icon Eosinophile

Eosinophile

Eosinophile Granulozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind ein wichtiger Teil des Immunsystems. Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Abwehr von Parasiten, Viren und Bakterien.8,9 Werden zu viele Eosinophile gebildet, kann es zu einer Überreaktion des Immunsystems kommen. Statt „feindlicher“ Zellen werden dann fälschlicherweise gesunde Körperzellen angegriffen. Dies kann zu verschiedenen Entzündungskrankheiten und Allergien beitragen.

Gut zu wissen:

Die Anzahl der Eosinophilen im Blut (Eosinophilenzahl) kann als Indikator (Biomarker) für verschiedene Erkrankungen dienen und wird im Rahmen eines Differentialblutbildes bestimmt.4,10 Das Differentialblutbild zeigt die Zusammensetzung der weißen Blutkörperchen.11 Eine erhöhte Eosinophilenzahl kann auf verschiedene Typ-2-entzündliche Erkrankungen hinweisen.4

Du bist unsicher, ob Eosinophile bei deiner Erkrankung eine Rolle spielen? Besprich mit deinem Haus- oder Facharzt, ob ein Bluttest sinnvoll ist, um die Krankheitsursache einzuordnen. 

 

Entzündliche Erkrankungen & Begleiterkrankungen

Ein gemeinsamer Nenner für verschiedene chronische Erkrankungen

Alltag und Lebensqualität von Patienten mit einer Typ-2-Entzündung können stark beeinträchtigt sein – nicht zuletzt, weil sie oft unter mehreren chronischen Erkrankungen gleichzeitig leiden können.12 Erkrankungen aus dem Spektrum der Typ-2-Entzündungen sind zum Beispiel Allergien, Neurodermitis, Asthma und Nasenpolypen (CRSwNP).6,13 Auch die Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA)14 und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)12 treten oft in diesem Zusammenhang auf.  

Weil sie oft zusammen vorkommen, ist bei Erkrankungen mit Typ-2-Entzündung eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachärzten wichtig. Denn so kann eine optimale Versorgung erreicht werden.

Werde aktiv!

Auch du kannst die Zusammenarbeit deiner Fachärzte unterstützen. Sammle alle wichtigen Informationen wie Befunde oder deinen Medikamentenplan und halte deine Symptome in einem Tagebuch fest. So bist du für deinen nächsten Arztbesuch bestens vorbereitet. Entdecke weitere Tipps für deinen Weg zur passenden Behandlung im Video.

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Behandlung

Das Immunsystem ins Gleichgewicht bringen

Die Behandlung von Patienten mit Typ-2-Entzündung zielt darauf ab, das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen und so die Entzündung zu kontrollieren. Je nach Erkrankung und Symptomlast stehen dafür mittlerweile unterschiedliche Therapieoptionen zur Verfügung.15

  • Medikamentöse Therapie

    Generell kommen bei einer Typ-2-Entzündung Medikamente zum Einsatz, die in die fehlgesteuerten Immunreaktionen eingreifen und die Überaktivität eindämmen. Wichtig ist dabei, die Therapie individuell auf den Patienten und die jeweilige Erkrankung abzustimmen. Dein behandelnder Arzt kann dich beraten, was bei der Einnahme der Medikamente beachtet werden muss. Zu den häufigsten Wirkstoffklassen gehören:

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    Kortisonpräparate wirken nicht spezifisch auf die Typ-2-Entzündung, sondern unterdrücken das Immunsystem generell.

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    Biologika sind biotechnologisch hergestellte Arzneimitte. Sie können u.a. gezielt in das Immunsystem eingreifen und Entzündungen hemmen.16 

    Tipp:
    Dokumentiere dein Wohlbefinden während der Behandlung und sprich Auffälligkeiten zeitnah mit deinem Haus- oder Facharzt ab. Medikamente sollten nicht ohne ärztliche Absprache ausgesetzt, erhöht oder abgebrochen werden.

  • Nicht-medikamentöse Therapie

    Neben der medikamentösen Therapie können auch nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle spielen, um das Wohlbefinden zu verbessern. Sie sind zwar kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie, oft aber eine Unterstützung. Dazu gehört zum Beispiel die Vermeidung von Allergenen und Triggerfaktoren sowie eine angepasste Ernährung.17  

    Auch Entscheidungen zu nicht-medikamentösen Therapien sollten immer in Absprache mit dem Haus- oder Facharzt getroffen werden.

  • Therapieziele

    • Die Therapie sollte so weit wie möglich die mit der Typ-2-Entzündung einhergehenden Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
    • Zudem sollen Krankheitsschübe vermieden oder reduziert werden, da sie mit einer Verschlechterung der Symptome und potenziell schwerwiegenden Komplikationen einhergehen können.
    • Die langfristige Einnahme von Kortisontabletten kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Daher kann es ein wichtiges Therapieziel sein, die Kortisondosis so weit wie möglich zu reduzieren oder die Medikamente ganz abzusetzen.7,18

     

Symptome

Die vielen Gesichter der Typ-2-Entzündung 

Durch die Fehlregulation des Immunsystems kann es bei Krankheiten mit Typ-2-Reaktion zu Entzündungen kommen, die verschiedene Organe betreffen und eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Manche Symptome haben verschiedenen Erkrankungen gemeinsam, andere sind spezifisch für eine bestimmte Krankheit oder treten in unterschiedlichen Kombinationen auf.20 

Häufige gemeinsame Symptome sind zum Beispiel:20

Atemnot, Husten, Verstopfte Nase/Nasenatmungsbehinderung, Vermehrte Schleimproduktion in Nase und Rachen und Juckreiz.

Eine frühe Diagnose unterstützt eine zeitnahe und möglichst zielgerichtete Behandlung, die Krankheitsschübe verhindern und die Lebensqualität verbessern kann.12,19 Trau dich, anhaltende Symptome früh bei deinem Hausarzt anzusprechen! Möglicherweise können auch weitere Untersuchungen bei einem Facharzt Klarheit schaffen.

Auf unseren Patientenwebsites erfährst du, wie die Typ-2-Entzündung funktioniert. Informiere dich jetzt und nimm deine Gesundheit selbst in die Hand.

Schweres Asthma Nasenpolypen COPD EGPA

Referenzen

1. Parkin, J. & Cohen, B. An overview of the immune system. THE LANCET 1777–1789 (2001).

2. Furman, D. et al. Chronic inflammation in the etiology of disease across the life span. Nat Med 25, 1822–1832 (2019).

3. Gevaert, P. et al. The roles of eosinophils and interleukin-5 in the pathophysiology of chronic rhinosinusitis with nasal polyps. International Forum of Allergy and Rhinology vol. 12 1413–1423 Preprint at https://doi.org/10.1002/alr.22994 (2022).

4. Janson, C. et al. Eosinophilic airway diseases: basic science, clinical manifestations and future challenges. European Clinical Respiratory Journal vol. 9 Preprint at https://doi.org/10.1080/20018525.2022.2040707 (2022).

5. Nagase, H., Ueki, S. & Fujieda, S. The roles of IL-5 and anti-IL-5 treatment in eosinophilic diseases: Asthma, eosinophilic granulomatosis with polyangiitis, and eosinophilic chronic rhinosinusitis. Allergology International vol. 69 178–186 Preprint at https://doi.org/10.1016/j.alit.2020.02.002 (2020).

6. Toppila-Salmi, S. et al. Multi-Disciplinary Expert Perspective on the Management of Type 2 Inflammation-Driven Severe CRSwNP: A Brief Overview of Pathophysiology and Recent Clinical Insights. J Asthma Allergy 17, 431–439 (2024).

7. Gandhi, N. A. et al. Targeting key proximal drivers of type 2 inflammation in disease. Nature Reviews Drug Discovery vol. 15 35–50 Preprint at https://doi.org/10.1038/nrd4624 (2016).

8. Wong, T. W., Doyle, A. D., Lee, J. J. & Jelinek, D. F. Eosinophils Regulate Peripheral B Cell Numbers in Both Mice and Humans. The Journal of Immunology 192, 3548–3558 (2014).

9. Kuang, F. L., Makiya, M., Rampertaap, S., Holland-Thomas, N. & Klion, A. D. Exploring a relationship between B cells and eosinophils. Journal of Allergy and Clinical Immunology 143, AB289 (2019).

10. Ramirez, G. A. et al. Eosinophils from Physiology to Disease: A Comprehensive Review. BioMed Research International vol. 2018 Preprint at https://doi.org/10.1155/2018/9095275 (2018).

11. Gulati, G., Song, J., Florea, A. D. & Gong, J. Purpose and criteria for blood smear scan, blood smear examination, and blood smear review. Annals of Laboratory Medicine vol. 33 1–7 Preprint at https://doi.org/10.3343/alm.2013.33.1.1 (2013).

12. Maspero, J. et al. Type 2 inflammation in asthma and other airway diseases. ERJ Open Research vol. 8 Preprint at https://doi.org/10.1183/23120541.00576-2021 (2022)

13. Khan, A. H. et al. Prevalence and Severity Distribution of Type 2 Inflammation-Related Comorbidities Among Patients with Asthma, Chronic Rhinosinusitis with Nasal Polyps, and Atopic Dermatitis. Lung 201, 57–63 (2023).

14. Hagemann, J. et al. EGPA: Eosinophilic granulomatosis with polyangiitis (Churg-Strauss syndrome) as a special presentation of chronic rhinosinusitis with nasal polyps (CRSwNP). Allergologie vol. 47 124–132 Preprint at https://doi.org/10.5414/ALX02475E (2024).

15. Damask, C. C. et al. Targeted Molecular Therapies in Allergy and Rhinology. Otolaryngology - Head and Neck Surgery (United States) 164, S1–S21 (2021).

16. Laidlaw, T. M. & Buchheit, K. M. Biologics in chronic rhinosinusitis with nasal polyposis. Annals of Allergy, Asthma and Immunology vol. 124 326–332 Preprint at https://doi.org/10.1016/j.anai.2019.12.001 (2020).

17. Klimek, L. & Spielhaupter, M. Praktische Allergologie. (Georg Thieme Verlag, 2010).

18. Senna, G. et al. Multidisciplinary Management of Type 2 Inflammatory Diseases.

19. Caminati, M., Senna, G., Maule, M., Di Sabatino, A. & Rossi, C. M. Diagnosis, management and therapeutic options for eosinophilic esophagitis. Curr Opin Allergy Clin Immunol 24, (2024).

20. Palomares, O., Cisneros, C., Ortiz de Frutos, F. J., Villacampa, J. M. & Dávila, I. Multidisciplinary management of type 2 inflammation diseases using a screening tool. Frontiers in Allergy 5, (2024).

NP-DE-EOS-WCNT-240006, Nov24